Salz ist als Ursache für Bluthochdruck umstritten
Salz wird immer wieder als Ursache für eine Hypertonie (Bluthochdruck) genannt. Viele Ärzte raten zu einer Einschränkung der Kochsalzaufnahme, weil zuviel Salz die Entstehung eines Bluthochdrucks begünstige oder sogar direkt Bluthochdruckherbeiführe. Es besteht jedoch der Verdacht, dass es sich bei dem empfohlenen Verzicht auf Salz oft um einen allzu wohlfeilen Ratschlag handelt. Der angebliche Zusammenhang zwischen Salz und Bluthochdruck basiert auf einer „allgemeinen Auffassung“, die allerdings kaum belegt ist. Studien zum Zusammenhang zwischen Salz und Bluthochdruck sind widersprüchlich bis chaotisch.
Seit Jahrzehten wird vor übermäßigem Salzkonsum gewarnt
Zwar warnen Ernährungswissenschaftler seit drei Jahrzehnten vor übermäßigem Salzkonsum - zu viel Salz mache krank, sagen sie. Doch obwohl der Salzverzehr in der betroffenen Risikogruppe der Hypertoniker und Diabetiker zurückging, hat sich an der Verbreitung des Bluthochdrucks nichts geändert.
Salz galt in früheren Jahrhunderten als universelles Heilmittel zur Behandlung von Schwächezuständen, Blutarmut, Kopfschmerzen, Migräne, Erkrankungen der Atemwege, Verdauungsbeschwerden, Hauterkrankungen und rheumatischen Leiden. Die Heilwirkung des Salzes machte zahlreiche solehaltige Kneipp-Heilbäder berühmt für ihre Anwendungen und Trinkkuren.
Die meisten Menschen nehmen zuviel Salz zu sich
Kochsalz ist für viele Körperfunktionen unentbehrlich. Zahlreiche Enzymreaktionen sind an die Gegenwart von Natriumchlorid, also Kochsalz oder auch NaCl, gebunden. Der tägliche Bedarf an Salz liegt nach Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft bei etwa bei drei Gramm. Aber ganz sicher nehmen die meisten Menschen in unseren Breiten die drei- bis vierfache Menge Salz zu sich. Denn es gibt ja nicht nur das sichtbare Salz aus dem Streuer. Salz steckt in vielen Nahrungsmitteln.
Seit langem wissen Ernährungsberater, dass bei der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln zu Fertiggerichten, vor allem zu Suppen und Wurst, zusätzlich Salz hinzugefügt wird und zwar in teilweise großen Mengen.
Eine Studie fand einen schwachen Zusammenhang zwischen Salz und Bluthochdruck
Die Beweislage für die Hypothese, dass zuviel Salz beim Menschen Bluthochdruck (Hypertonie) verursacht, blieb bis 1988 eher dürftig. Mit der „Intersalt-Studie“ sollte das anders werden. In 52 Zentren auf der ganzen Welt wurden Blutdruck und Kochsalzzufuhr (Na im 24-Stunden-Urin) bei rund 10.000 Teilnehmern gemessen. Die Forscher konnten, wenn sie die Daten aller Länder betrachteten, einen äußerst schwachen Zusammenhang zwischen Konsum von Salz und Bluthochdruck errechnen.
Der Zusammenhang wurde ungefähr so beschrieben: Würde man die Kochsalzzufuhr von durchschnittlich zehn Gramm täglich auf vier Gramm senken, wäre ein Blutdruckabfall von 2,2 bzw. 0,1 mmHg zu erwarten. Eine fast zu vernachlässigende Größe also.
In Deutschland beträgt der durchschnittliche Kochsalzverzehr etwa acht bis neun Gramm pro Tag. Der Versuch, ihn auf vier Gramm zu reduzieren, ist sicher nicht realistisch.
Ist der Zusammenhang zwischen Salz und Bluthochdruck ein Rechenfehler?
In der weltweiten Studie zu Salz und Bluthochdruck gab es eine kleine Gruppe von „Ausreißern“. Dabei handelt es sich um vier Naturgesellschaften, wie beispielsweise die Yanomami-Indianer im Amazonasgebiet, die kaum Salz essen, einen niedrigen Blutdruck haben und sich auch sonst in jeglicher Hinsicht von den anderen Populationen unterscheiden, die in der Studie beobachtet wurden. Läßt man die vier Exoten unberücksichtigt, dann wird aus der Datenlage der Studie sogar der umgekehrte Trend sichtbar: Je mehr Salz, desto niedriger der Blutdruck. Aber auch diese Korrelation ist schwach und eher ein Rechenproblem.
Seltsamerweise weigern sich die Autoren, interessierten Wissenschaftlern Einblick in die Originaldaten zu gewähren - ein ungewöhnliches Vorgehen bei Studien, die mit öffentlichen Geldern gefördert wurden. Statt dessen bereiteten sie ihre alten Daten mit neuen statistischen Methoden immer mal wieder auf, um doch noch „bessere“ Ergebnisse zu bekommen.
Richtig eingesetzt wirkt Salz wie ein Medikament
Ernährungsphysiologen weisen außerdem darauf hin, dass Natrium das Wasser im Gewebe zwar bindet, es aber dadurch nicht aufschwemmt und den Kreislauf belastet, wie von Befürwortern einer Kochsalzreduzierung gesagt wird. Fakt sei, dass Wasser nur aus dem Körper ausgeschieden werden könne, wenn es vorher durch Salz im Blut gebunden wurde. Richtig eingesetzt wirke Salz also wie ein Medikament. – So also, wie es in alten Zeiten auch betrachtet wurde.
Mangel an lebenswichtigen Blutsalzen könne zudem die allgemeine körperlich-seelische Belastbarkeit einschränken, was bei körperlicher Tätigkeit besonders gravierend sei. Bei ausgesprochen schweißtreibenden Sportarten (Marathon, Radrennen) gäbe es einen erheblichen Salzverlust, der sogar durch entsprechende Nahrung und durch salzhaltige Getränke wieder ausgeglichen werden müsse.
Die Rolle des Salzes und seine Wirkung auf Bluthochdruck sind ungenügend erforscht
Fazit: Die Rolle des Salzes und seine Wirkung auf den Blutdruck sind ungenügend erforscht. Bluthochdruck kann kaum allein dem Salzverbrauch angelastet werden. Dennoch sollte nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) die tägliche Zufuhr von Kochsalz sechs Gramm nicht übersteigen.
Lesen Sie auch: