Depression und Impotenz – Zusammenhänge, Risiken und Therapieansätze
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Depression und erektiler Dysfunktion? Die Forschung sagt ja: Studien zeigen, dass 35 bis 47 Prozent der Menschen mit Depressionen Probleme mit ihrem Sexualleben haben, 61 Prozent der Menschen mit schweren Depressionen haben sexuelle Probleme und bis zu 40 Prozent der Menschen, die Antidepressiva einnehmen, melden einen Rückgang der sexuellen Befriedigung. Eine Studie ergab sogar, dass 82 Prozent der Männer mit erektiler Dysfunktion auch Symptome einer Depression berichteten. Die Verbindung zwischen beiden Krankheiten besteht somit eindeutig. Doch wie genau hängen sie zusammen, beziehungsweise auf welche Weise beeinflussen oder bedingen sie sich?
Der Zusammenhang zwischen Depressionen und Erektionsproblemen
Der Kausalzusammenhang zwischen beiden Krankheiten ist bidirektional: Impotenz kann zum Einen eine Folge von Depressionen sein, zum Anderen kann die erektile Dysfunktion bei Männern jedoch auch zu schwerwiegenden Depressionen führen.
Depression als Ursache der Impotenz
Der sexuelle Drang, welcher zu einer Erektion führt, entsteht im Gehirn. Falls im Gehirn nicht genügend Chemikalien, Neurotransmitter und Neuronen vorhanden sind um den Blutfluss im Schwellkörper zu stimulieren, resultiert eine erektile Dysfunktion. Depression verursacht im Gehirn eine Dysbalance der essentiellen Chemikalien, die für das Aufbauen einer Erektion verantwortlich sind. Dies kann zudem bedeuten, dass ein verringertes Verlangen nach Sex besteht und Mann im Bett nicht seine volle Leistung bringen kann. Darüber hinaus zerstört Depression Neuronen im Hirn und senkt das Level der Neurotransmitter, welche im Körper als wichtige Botenstoffe und Signalübermittler agieren. Dadurch wird das Aufbauen einer Erektion erheblich erschwert.
Eine weitere negative Auswirkung von Depressionen ist ein erhöhter Cortisolspiegel, was häufiger zu Stress führen kann. Stress ist wiederum eine bekannte und weit verbreitete Ursache für Erektionsstörungen bei Männern. Stress ist zudem mit negativen Konsequenzen für den männlichen Testosteronspiegel verbunden, was zu weiteren Problemen mit der erektilen Funktion führt. Studien belegen, dass Männer mit starken Depressionen die niedrigsten Testosteronspiegel aufweisen. Ein erhöhter Cortisolspiegel erhöht zusätzlich das Risiko für Diabetes, welches wiederum ein weiterer Risikofaktor für Impotenz ist.
Depressionen haben vor allem bei älteren Männern schlimme Auswirkungen auf die Potenz, vor allem, wenn diese bereits gelegentliche Probleme mit sexueller Dysfunktion haben.
Die Einnahme von Antidepressiva hängt mit Impotenz zusammen
Nicht nur die Depression selbst kann die sexuelle Gesundheit beeinträchtigen. In der Tat können Antidepressiva - die häufigsten Formen der medizinischen Behandlung von Depressionen - oft unerwünschte Nebenwirkungen auf die sexuelle Leistungsfähigkeit haben. Die Medikamente mit dem größten Risikofaktor sind:
- Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer wie z.B. Tranylcypromin)
- Serotonin- und Norepinephrin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs)
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs)
- Tetracyclische und trizyklische Medikamente
Impotenz kann Depressionen verursachen
Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Männer mit erektiler Dysfunktion häufig wütend, frustriert, traurig oder unsicher fühlen. Derartige Gefühle können unbehandelt häufig dazu führen, dass bei Männern mit einer biologischen Anfälligkeit gegenüber Depressionen eine klinische Depression eintreten kann.
Depression, welche mit einer erektilen Dysfunktion einhergeht, sollte schnellstens behandelt werden. Der erste Schritt für die Überwindung der Depression ist es, ehrlich mit sich selbst, dem Partner und dem behandelnden Arzt zu sein. Nachdem die Depressionen offengelegt wurden bzw. offen darüber gesprochen werden kann, wird die Bewältigung um einiges einfacher und weniger stressig.
Warnzeichen von Depression und erektiler Dysfunktion: Depressionen frühzeitig erkennenErektile Dysfunktion ist ein häufiges Problem. Es wird geschätzt, dass die Hälfte aller Männer über 50 von Zeit zu Zeit mit erektiler Dysfunktion zu kämpfen haben. Wie kann man jedoch wissen, ob Depressionen Teil des Problems sind? Depression ist zunächst eine Krankheit, die durch anhaltende Traurigkeit, Gefühle der Hoffnungslosigkeit und eine pessimistische Einstellung gekennzeichnet ist.
Es sollte jedoch besonders auf folgende Warnzeichen geachtet werden, um eine Depression zu identifizieren:
- Der Wunsch nach Sex ist nicht mehr vorhanden und der Sex fühlt sich nicht mehr angenehm und befriedigend an
- Die Einnahme eines Antidepressivums beeinflusst das Sexualleben (z.B. keine Libido, Erektionsschwierigkeiten, Erektion kann nicht aufrecht erhalten werden)
- Die erektile Dysfunktion trat nach einem sehr stressigen Ereignis auf (Verlust des Jobs, Tod eines Angehörigen oder andere potenziell traumatische Erlebnisse)
- Die erektile Dysfunktion tritt zusammen mit starken Gefühlen von Angst, Frustration und Stress auf
- Die erektile Dysfunktion ist mit einem stark negativen Gefühl gegenüber der eigenen Person verbunden
Weitere Symptome einer Depression können sein:
- Eine geringe Selbstachtung
- Verlust von Interesse an früher angenehmen Aktivitäten (wie Sex und Hobbys)
- Verringerter Appetit
- Schlafstörungen
Wie sollten Depressionen in Verbindung mit erektiler Dysfunktion therapiert werden?
Zunächst sollten Betroffene die Ursache der Depression klären, um eine geeignete Therapie festzulegen. In vielen Fällen gibt es medizinische Ursachen von Depressionen in Kombination mit erektiler Dysfunktion und meistens können beide Probleme erfolgreich behandelt werden. Folgende Schritte können gute Ansatzpunkte für eine erfolgreiche Bewältigung beider Probleme sein:
- Ein Arzt sollte eine komplette Untersuchung vornehmen, um organische Ursachen für die Impotenz ausschließen zu können
- Es sollte mit dem Arzt offen über die Probleme im Sexualleben gesprochen werden, damit Ursachen für die Depression gefunden werden können
- Der Arzt kann gegebenenfalls einen Psychologen empfehlen, welcher bei der Therapie der Depression beratend unterstützen kann
Insbesondere falls die erektile Dysfunktion das Hauptproblem ist, bzw. wenn diese zur Depression geführt hat ist es umso wichtiger, die genauen Ursachen der sexuellen Störung zu klären.
Wenn Antidepressiva der Auslöser der Erektionsprobleme sind, können vom behandelnden Arzt bestimmte Anpassungen bei der Medikation vorgenommen werden:
Wechsel zu einem Medikament, das weniger Nebenwirkungen hat oder eine bestimmte Nebenwirkung ausschließt
- eine Reduktion der Dosis des derzeitigen Medikaments
- Einnahmepausen definieren, z.B. über das Wochenende
- Zusatzmedikation mit PDE-5-Hemmern zur Behandlung der erektilen Dysfunktion
Diese Änderungen in der Medikation können gewichtige Folgen haben und sollten somit stets mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
PDE-5-Hemmer als unterstützende medikamentöse Therapie
Im Rahmen einer psychologischen Therapie von Depressionen kann der Einsatz von sogenannten PDE-5-Hemmern wie Viagra, Cialis, Spedra oder Levitra eine gute unterstützende Methode sein, um auch während der Therapie sexuell aktiv zu sein. Ein großer Vorteil davon ist der mögliche positive Effekt auf das Selbstbewusstsein des Betroffenen. Durch erfolgreichen Sex tragen PDE-5-Hemmer dazu bei, dem Mann das Selbstwertgefühl zurückzugeben, wodurch er möglicherweise seine Depressionen sowie gleichzeitig seine Erektionsprobleme beseitigt. Ein weiterer Vorteil von diesen Medikamenten liegt in der Kombinierbarkeit mit Antidepressiva. Sollte die erektile Dysfunktion durch Antidepressiva verursacht worden sein, können diese Präparate trotzdem gleichzeitig eingenommen werden und helfen bei der Stärkung der Erektion.
Den Partner miteinzubeziehen ist wichtig
Um zu vermeiden, dass die erektile Dysfunktion die Beziehung mit dem Partner beeinträchtigt, sollte mit dem Partner offen und ehrlich über die Situation gesprochen werden. Durch gegenseitige Unterstützung und Verständnis wird dieses Problem am besten gemeinsam als Team gelöst. Sobald mit dem Partner ohne Probleme über die derzeitige Situation gesprochen werden kann, kann dieser in vielerlei Hinsicht helfen:
- Der Partner kann den Betroffenen bei Arztbesuchen begleiten, um so zu unterstützen
- Es kann gemeinsam ein Termin mit einem professionellen psychologischen Berater vereinbart werden. Oft hilft das gemeinsame Sprechen mit einem Spezialisten dabei, schneller Lösungsansätze zu finden
- Der Partner kann sich in das Thema der erektilen Dysfunktion einlesen, um somit ein besseres Verständnis für die Probleme zu bekommen
- Der Partner sollte den Betroffenen beim Sex nicht unter Druck setzen. Es kann auch hilfreich sein sich darauf zu einigen, dass beim Sex vorübergehend nicht der eigentliche Geschlechtsverkehr im Mittelpunkt steht
Erektile Dysfunktion kann das Sexualleben und das Selbstwertgefühl schädigen. Unabhängig davon, ob die Depression oder die erektile Dysfunktion zuerst vorlag, können beide oft zusammen auftreten. Allerdings sind beide Problemzustände mit der richtigen Therapie auch behandelbar.