
Stuhltransplantation - was ist das?
Stuhltransplantation ist der umgangssprachliche Name für die Bakterientherapie zum Wiederaufbau einer geschädigten Darmflora mit Hilfe von Darmausscheidungen gesunder Menschen. Das heißt, dass der Kot eines kerngesunden Spenders in den Verdauungstrakt eines Menschen mit einer schweren Darmkrankheit eingeflößt wird. Durch die Übertragung der Darmflora bei der Stuhltransplantation gelangen Milliarden von nützlichen Darmbakterien in dessen Verdauungswege und sorgen dafür, dass die geschädigte Darmflora wieder eine ausbalancierte Zusammensetzung bekommt.
Stuhltransplantation kann gegen kaum heilbare Durchfälle und Schädigungen der Schleimhaut zur Anwendung kommen
Ein Wiederaufbau der Darmflora durch Stuhltransplantationkann zum Beispiel erforderlich werden, wenn gefährliche Bakterien die Schleimhaut des Darms angegriffen haben, sie infizierten und heftige Entzündungen auslösten. Die Folge sind oft kaum heilbare Durchfälle mit Gewichtsverlust und nicht selten auch dem Tod. Bislang waren Antibiotika die Mittel der Wahl. Bei ihrem Einsatz werden jedoch wahllos gute und für die Verdauung unverzichtbare Bakterien im Darm ebenso getötet wie solche, die die Entzündung verursacht haben. Das Bakteriensterben im Darm der Patienten führt nicht selten dazu, dass sich dort, wo Bakterien abgetötet wurden erst recht die schädlichen Entzündungsbakterien ausbreiten. Es handelt sich meistens um Bakterien vom Typ Clostridium difficile. Im Jahr 2012 erkrankten in Deutschland fast 800 Patienten an einer solchen Infektion, 502 von ihnen starben.
Stuhltransplantation ist eine Alternative zur Behandlung mit Antibiotika
Als Alternative setzen fortschrittliche Gastroenterologen nun die Bakterientherapie mittels Stuhltransplantation ein. Man nimmt dazu vornehmlich die Darmausscheidungen von gesunden Verwandten (Geschwistern, Kindern, Enkeln), die ähnliche Lebensumstände aufweisen. Spender und Spenderstuhl werden vor Anwendung gründlich auf Krankheiten untersucht. Den frischen Kot lösen die Gastroenterologen in Kochsalzlösung auf. Die Mischung wird filtriert und direkt in den Darm des Patienten eingeführt. Das geschieht über eine bis in den Darm reichende Nasensonde oder per Koloskop im Rahmen einer Darmspiegelung.

Die in der Stuhlspende enthaltenen Bakterien übernehmen das Kommando im erkrankten Verdauungstrakt und stellen die verlorengegangene Balance zwischen den vielen verschiedenen Bakterienstämmen wieder her. Die einseitige Besiedlung mit kranken Keimen wird von den Milliarden zugeführten Bakterien selbst beseitigt und gehört rasch der Vergangenheit an. Der entscheidende Unterschied zu früher schon verabreichten Darmbakterien-Präparaten ist, dass die Bakterien aus der Stuhltransplantation eine Mischung aus bis zu tausend verschiedenen Arten von Mikroorganismen enthalten, die bereits in einem Verdauungstrakt aktiv waren und an einen solchen auch angepasst sind. Bakterien-Präparate enthalten niemals diese Vielfalt, oft sogar nur einen Stamm.
Forscher testen Stuhltransplantation als Therapiemethode bei Reizdarm, chronischer Verstopfung, Colitis ulcerosa und Morbus Crohn
Die Wiederherstellung der Darmflora durch eine Stuhltransplantation könnte in Zukunft als alternative Therapiemethode zur konventionellen Antibiotikatherapie die Bekämpfung von gefährlichen Entzündungsbakterien ablösen. Forscher weltweit testen die Stuhltransplantation auch schon bei einer Reihe weiterer Darmerkrankungen. Nicht nur bei Reizdarm, sondern auch bei chronischer Verstopfung, Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Möglicherweise stellt die Fäkalübertragung in Zukunft sogar eine Therapie bei krankhaftem Übergewicht, der Fettleibigkeit Adipositas dar.