
Gehirnerschütterung - was ist das eigentlich?
Mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen
Gerade mal 48 Stunden stand Serdar Tasci in Diensten des FC Bayern München, dann lag der von Spartak Moskau ausgeliehene Abwehrspieler schon flach. Diagnose: Gehirnerschütterung. Die hatte er sich beim Zusammenprall mit einem Teamkollegen zugezogen. Fußballspieler sind an sich harte Kerle, aber mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen.
Doch was passiert bei einer Gehirnerschütterung eigentlich und was sind die Folgen?
Wenn der Schädel gegen ein Hindernis stößt
Wenn der Schädel gegen ein hartes Hindernis stößt, einen Baum, eine Wand, den harten Boden, eine Faust oder einen anderen Schädel, verschiebt der Aufprall die weiche Gehirnmasse. Vergleichbar ist dies mit einem Aufprall beim Auto oder Motorrad, wenn Insassen durch die Windschutzscheibe knallen oder in hohem Bogen über das Lenkrad fliegen. Der Unterschied ist, das Gehirn kann nirgends hin – es prallt mit voller Wucht gegen den umgebenden Schädelknochen.
Da unser Gehirn ein sehr empfindliches und absolut lebenswichtiges Organ ist, hat die Natur es vorsorglich mit einer Art Stoßdämpfer umgeben. Dieser besteht aus einer Flüssigkeit namens Liquor cerebrospinalis. Normale Erschütterungen, wie sie beim Laufen, beim Springen, beim Hüpfen etc. entstehen, dämpft der Liquor problemlos ab. Aber harte Aufschläge bei Unfällen kann er oft nicht mehr auffangen.

Das Gehirn wird geprellt oder gequetscht
Dann wird das Gehirn geprellt oder gequetscht. Dadurch kann es zu Blutungen kommen, die innerhalb kurzer Zeit lebensgefährliche Situationen heraufbeschwören. Es können Nervenfasern beschädigt werden oder sogar absterben.
Erste Symptome der Gehirnerschütterung sind Schläfrigkeit, Bewusstlosigkeit, Erbrechen oder unerklärliche Krämpfe. Dann muss unverzüglich eine Computertomografie durchgeführt werden, um das Ausmaß der Schädigung festzustellen.
Gegen Gehirnerschütterung hilft nur Ruhe
In das Gehirn einzugreifen ist kaum möglich. Auch medikamentös kann gegen eine Gehirnerschütterung nicht viel getan werden, allenfalls Schmerzmittel, bevorzugt Paracetamol und evtl. blutverdünnende Mittel werden eingesetzt. Dies sollte jedoch nur nach ärztlicher Verordnung erfolgen. Daher ist absolute Ruhe die erste Maßnahme bei Gehirnerschütterungen. Man hofft, dass sich Schädigungen wenigstens teilweise von selbst zurückbilden.
Die Ruhepause (Liegen, abgedunkelter Raum, kein Lärm, keine Aufregung) muss solange beibehalten werden, bis wirklich alle Symptome der Gehirnerschütterung abgeklungen sind. Das gilt auch bei leichteren Formen der Gehirnerschütterung, die im Wesentlichen „nur“ Kopfschmerzen verursachen.
Gehirnerschütterung bedeutet für eine Woche kein Handy und kein Computer
Eine Woche lang sollten Patienten auch mit einer leichten mit Gehirnerschütterung auf Handys, Computer, Bücher und auch auf Sport verzichten. Wenn eine Gehirnerschütterung nicht ernst genommen und durch Ruhe und Gehirnschonung langsam wieder ausgeheilt wird, drohen Folgeschäden am Hirn, die die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen können. Dazu gehören u.a. eine eingeschränkte Gedächtnisleistung, und Störungen des Gleichgewichtssinnes.
Besondere Vorsicht ist geboten bei Kindern, die Ihre Beschwerden oft nicht zuverlässig beschreiben können. Auch ältere Patienten über 60 Jahre, gehören zu einer besonderen Risikogruppe. Hier ist sorgfältig darauf zu achten, ob es evtl. zu besonders heftigen und anhaltenden Kopfschmerzen kommt, oder ob sogar längere Gedächtnislücken auftreten. Solche Risikopatienten werden bei Verdacht auf Gehirnerschütterung zur Sicherheit für eine 24-stündige Beobachtung in ein Krankenhaus eingewiesen.
Bei Fußball und Boxen gibt es häufig Gehirnschütterung (Schädel-Hirn-Trauma)
Besonders gefährlich sind Folgeerschütterungen innerhalb kurzer Zeit. Bei Fußballspielern und ganz besonders bei Boxern treten solche immer wiederkehrenden Erschütterungen auf und beeinträchtigen nicht selten dauerhaft die Gesundheit.
Ein KO-Schlag oder Knock-out entspricht in jedem Fall einer mittleren bis schweren Gehirnerschütterung. Häufig geht der Champion bei solchen Treffern zu Boden und wird angezählt. Die Spätfolgen solcher Schädigungen des Boxergehirns sind nicht selten hochgradige Demenz. Bekanntestes Beispiel ist der Fall des einstigen Box-Stars Muhammad Ali, drei Mal Schwergewichts-Champion und seit Jahren kaum mehr fähig zu sprechen. Ali leidet hochgradig an der Parkinsonkrankheit. Die Diagnose: Er hat in seinen letzten Jahren einfach zu viele Treffer eingesteckt. Aber er ist nicht der einzige Fall von Gehirnzerstörung durch immer wiederkehrende Erschütterungen. Viele Boxer gingen an Schlaganfall, Gehirnblutung und Demenz zugrunde. Seit 1945 starben 217 Boxer, und zwar Profis und Amateure nach Kämpfen oder an deren Folgen.