„Unglücklich glücklich: Von europäischer Melancholie und American Happiness“, von Eric G. Wilson.
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„Unglücklich glücklich: Von europäischer Melancholie und American Happiness“, von Eric G. Wilson.

Wir glauben fest an die Macht des positiven Denkens. Aber warum müssen wir eigentlich glücklich sein? fragt Wilson. Steht das in der Bibel oder im Grundgesetz? Der „Blues“ der Seele ist heilsam in einer Welt der unverwüstlich guten Laune - er macht uns menschlicher. Von Hans Wagner Die Fragen sind das Beste an diesem Buch: „Werden wir eine Gesellschaft selbstzufriedener Smileys?“ - „Was verbirgt sich hinter diesem Trieb, die Traurigkeit aus unserem Leben auszumustern, vor allem in Amerika, dem Land grandioser Träume und hemmungslosen Erfolgs?“ - „Was steckt hinter dieser Sucht nach Zufriedenheit, nach harmlosem Lächeln? Worauf beruht diese verzweifelte Behaglichkeit?“ Wilson nimmt die „Wissenschaft vom Glück“ aufs Korn und belustigt sich: „…fast scheinen wir es schon erreicht zu haben: eine schöne neue Welt andauernden Glücks, Freude ohne Leid, Genuss ohne Reue.“ Und sei es mit Milliarden von Pillen und Kügelchen – mit Antidepressiva, die uns das Blaue vom Himmel heruntergaukeln… Wem – uns? Möchte man fragen. Den Menschen in Hungergebieten, Überschwemmungszonen, Brandflächen? Oder doch nur den im Pool plantschenden modernen Menschen in den Vereinigten Staaten und im davon geprägten Westen? Wer sind wir, wenn wir Party machen, bis der Arzt kommt und hohles Gelächter unsere Nächte erfüllt? Ist die Sucht nach Glück und Happiness mehr als ein „erbärmliches Behagen“? Wilson fragt: „Haben wir keine Angst, dass diese verbissene Bemühung um Unbeschwertheit zu defektem Leben führt, zu fader Existenz, zu Wüsten normierten Verhaltens?“ Er meint damit: „Wer in einer fraglos tragischen Welt nach nichts anderem als nach Glück sucht, wird unauthentisch und richtet sich in unrealistischen Abstraktionen ein, in denen konkrete Situationen aus dem Blick geraten.“ - Man könnte auch sagen: er macht sich lebenslang etwas vor, macht sich zum Kasper. Die Realität, die Wilson beobachtet, sieht so aus: „Wir sind süchtig nach Happiness, verschlingen Wellness-Ratgeber und schlucken Glückspillen. Wer niedergeschlagen ist, gilt als angeschlagen, wer melancholisch ist, wird angezählt, wer depressiv ist, dem droht der soziale K.O. Aber würden wir auf Goya, Hölderlin, Melville, Proust, Kafka, Hemingway, Rothko oder Lennon - alle bekennende Melancholiker - verzichten? Könnten wir das wirklich?“ Wilsons Buch ist nicht zuletzt ein Plädoyer für die Melancholie, weil ohne sie unsere Kultur viel ärmer wäre. „Melancholie ist die Muse großer Werke der Literatur, Malerei und Musik. Ihr entspringen schöpferische Anstöße, nie vernommene Erkenntnisse, der ganz andere Blick auf die Welt und uns selbst. Eric G. Wilson hat eine fulminante Persiflage auf American Happiness und ein aufwühlendes Lob für die europäische Melancholie geschrieben!“ – so der knappe und treffende Klappentext. In der verbreiteten Form der „American Happiness“ werde der „Eigenwert der Traurigkeit ängstlich ignoriert“, schreibt Wilson. Er, Jahrgang 1967, ist Professor für Englische Literatur an der Wake Forest University in Winston-Salem, North Carolina. Seine Beobachtungen sind also die eines Amerikaners. Er kennt sich aus in den monotonen Vorstädten, auch wenn er selbst auf dem Lande lebt. Ihm sind die Highways vertraut und die Einkaufstempel, aber auch die Bigotterie, und wie Amerika Jesus „als eine Art glücksstrotzenden Retter“ verehrt. „Diese Sorte von Glück“, so Wilson, „versucht, die Traurigkeit auszuklammern, sie von dem ihr gehörenden Platz im großen kosmischen Rhythmus zu verstoßen; sie möchte uns suggerieren, dass die Melancholie, der Blues ein normverletzender Zustand ist, der als Willensschwäche gegeißelt werden oder mit Hilfe einer kleinen rosa Pille entfernt werden muss.“ - „Sind nicht viele so betört vom American Dream, dass es einer Gehirnwäsche gleichkommt und wir tatsächlich glauben, unser einziger Lebenszweck sei es glücklich zu sein“? Happy eben. - Schon der große Verzweifelte, Friedrich Nietzsche, warf in „Also sprach Zarathustra“ den Satz von „einem erbärmlichen Behagen“ der menschlichen Seele allen Happiness-Süchtigen vor die Füße. Glücksuche aus Angst vor der komplexen Welt Wilson spricht von menschlicher Schwäche und Überschätzung: „Wir sind die Götter in einem Vergnügungskosmos, den wir selbst erschaffen haben.“ Doch dieser sei allzu fern der Realität und könne nur zu Enttäuschungen führen. Diese Selbstüberschätzung werde letztlich „von einer ganzen Glücksindustrie“ produziert und suggeriert. Aber warum? Warum wollen wir das? Weshalb lassen wir uns auf die Produkte und Verkaufsriten der Glücksindustrie ein? Wilson: „Es geschieht aus Angst. Die meisten verstecken sich hinter ihrem Lächeln, weil sie Angst davor haben, sich der Komplexität der Welt auszusetzen, ihrer Unklarheit, ihrer schrecklichen Schönheit. Solange sie hinter ihrem aufgesetzten Grinsen verschanzt bleiben, müssen sie sich den Unwägbarkeiten nicht aussetzen, die der Aufenthalt im Reich des Möglichen unweigerlich mit sich bringt, diesen riskanten Momenten, in denen das Eine vom Anderen nur schwer zu trennen ist, in denen man das Gefühl hat, sich in fast alles verwandeln zu können.“ Das Bedürfnis, ununterbrochen glücklich zu sein, wird den Menschen von der Glücksindustrie eingeredet. „Wie werde ich glücklich“, die Entdeckung der „Glücksgene“, so lauten die Titel in den Buchhandlungen. Prominente wie Eckhart von Hirschhausen reiten mit dem komödiantischen „Glück kommt selten allein“ auf dieser Welle und auch Herbert Grönemeyer steuert eine Audio CD bei mit dem schlichten Titel „Glück“. Das vorliegende Buch liefert das Gegengift zu solcher Einseitigkeit. Es leuchtet auch die anderen Pole des Lebens an, die Trauer, den Schmerz und das Unglück. „Das Bekenntnis zu meiner Unvollständigkeit macht mich frei“, schreibt Wilson. Starke Worte. Starke Einstellung. Ein Buch, das garantiert nicht happy macht. Nachteilig wirkt sich die dürftige Inhaltsangabe aus und das fehlende Register. Das ist leserunfreundlich. - Wir vergeben für Wilsons Buch vier von sechs Buchstützen. * Rezension zu „Unglücklich glücklich“. Von Europäischer Melancholie und American Happiness von Eric G. Wilson: Aus dem Amerikanischen von Susanne Held. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2009. 198 S., 16,90 Euro, ISBN 13 978-3608941135 Hervorragend ergänzt sich dieses Buch mit: Der Heidenschwanz – Zwölf Geheimnisse für ein starkes Leben von Friedrich Georg Wick.Die Geschichte des geheimnisvollen Uralers, der auf dem geomantischen Höhenpfad Eurasiens von Spanien bis an den Rand Sibiriens zwölfmal gewandert ist. Sein Geschlecht kannte alle Regeln für ein starkes Leben. Zwölf Generationen haben sie dem Heidenschwanz anvertraut, einer ledernen Schriftrolle, die um den Körper geschlungen wurde. Friedrich Georg Wick hat diese Geheimnisse in seinem Buch niedergeschrieben und erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Erhältlich portofrei im Internetladen und im Buchhandel. Außerdem: Der Heidenschwanz, Magischer Weg des Uralers auf dem geomantischen Höhenpfad des Kontinents. Über die Suchfunktion des Eurasischen Magazins finden Sie weitere Quellen und Veröffentlichungen zur Eurasischen Spiritualität.

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