Vegetarierbund verbreitet unwissenschaftliche Meldungen zu Prostata-Krebs
Der Vegetarierbund Deutschland (Vebu) hat am 07. Februar eine Meldung zu vegetarischer Ernährung und Prostata-Krebs verbreitet. Demnach sinkt bei fleischloser Ernährung das Erkrankungsrisiko für die unter Männern häufigste Krebsart um das 27-fache.
Die Vegetarierorganisation beruft sich auf eine EPIC-Studie . In der Meldung des Vebu heißt es wörtlich: „Wer sich den Großteil seines Lebens pflanzlich ernährt und dabei auf viel Fett und Zucker verzichtet, muss kaum mehr Prostatakrebs fürchten. Grundlage waren hierbei die Ergebnisse von in Asien lebenden Männern, die sich oft pflanzlich ernährten, im Vergleich zu Männern mit der typisch westlichen Ernährungsweise. Um bis zu 27-mal geringer ist das Risiko bei einer überwiegend pflanzlichen Kost, an Prostatakrebs zu erkranken, so die Forscher.“
Medizin-Welt befragte dazu Prof. Dr. med. Oliver Hakenberg, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Urologie, Direktor der Urologischen Klinik und Poliklinik der Universität Rostock: „Ist die Aussage zutreffend, dass das Risiko für Vegetarier, an Prostatakrebs zu erkranken, um bis zu 27-mal geringer ist als das von Nicht-Vegetariern? Kann man durch die Umstellung seiner Lebensweise auf vegetarische Kost sein Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, tatsächlich um nahezu ein Drittel reduzieren?“
In seiner Antwort erklärt Prof. Hakenberg: „Dass eine strenge vegetarische Ernährung das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, um soundsoviel Prozent verringern würde, ist […] unwissenschaftlich. Die Bedeutung der Ernährung darf nicht überschätzt werden, andere Faktoren spielen auf jeden Fall auch eine Rolle.“ Zu der vom Vebu verbreiteten Meldung sagt Klinikdirektor Hakenberg: „Die Begeisterung der Vegetarier in allen Ehren, aber diese Meldung ist wissenschaftlich so nicht haltbar.“
Zwar hätten Studien gezeigt, dass das Prostatakarzinom eher bei Personen in westlichen Ländern auftrete, bei denen ein hoher Fleischkonsum die Regel sei, also in Europa und den USA zum Beispiel. In Japan und China sei der Krebs seltener. Doch, so Hakenberg: „Auch Chinesen und Japaner leben nicht vegetarisch, das Risiko von chinesischen und japanischen Auswanderern in die USA steigt schon in der ersten Generation in den USA deutlich an, Prostatakrebs zu entwickeln, obwohl die Ernährungsweise der Heimat in der ersten Generation allermeist erhalten bleibt.“
Die Ursachen für das Prostatakarzinom kann also nicht auf eine Ernährungsweise reduziert werden. Zu den Gründen dafür, ein Prostatakarzinom zu bekommen, erklärt das Robert Koch-Institut: „Bisher sind die Ursachen für die Entstehung des Prostatakarzinoms und die den Verlauf beeinflussenden Faktoren trotz umfangreicher Forschung im Wesentlichen unbekannt. Eine Häufung der Erkrankung unter nahen Angehörigen ist inzwischen als Risikofaktor belegt, ohne dass bereits Klarheit über beteiligte vererbbare Genveränderungen besteht.“
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