Wenn das Knie zum Knackpunkt wird
Knieverletzungen werden immer häufiger. Sie können aber vermieden werden.
Das Knie ist der Knackpunkt des menschlichen Körpers. Das Knie wird mehr beansprucht als alle anderen Gelenke des menschlichen Körpers. Und sehr häufig wird es dabei überfordert. Die Namen der Knieverletzungen sprechen eine deutliche Sprache: Meniskusriss, Innenbandriss, Außenbandriss, Kreuzbandriss, Knorpelzerstörung, Kniescheibenknirschen, Kniescheibenzertrümmerung, Knieschmerzen und schließlich die Horrordiagnose schlechthin: unheilbare Arthrose.
Vor allem im Hochleistungssport kommt es immer häufiger zu schweren Knieverletzungen. Aber auch Freizeitsportler und Senioren, die sich zu viel zumuten, füllen die Operationssäle und Betten der Gelenkkliniken.
Das Knie ist bei Fußballspielern oft verletzt
Bei Fußballspielern sind Knieverletzungen so etwas wie Standardverletzungen. Ihre Zahl steigt unter den Profi-Kickern in letzter Zeit dramatisch an. Das belegen Auswertungen der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG). Von den pro Saison gemeldeten rund 1.200 Sportunfällen in der Fußballbundesliga entfallen in den letzten Jahren zwischen 350 und 450 auf Knieverletzungen. Noch vor wenigen Jahren lag diese Zahl unter 300.
Das Kniegelenk ist das am häufigsten überforderte Gelenk
Das Kniegelenk ist das größte, komplizierteste und deshalb auch empfindlichste Gelenk des menschlichen Körpers. Keine technische Konstruktion und kein Kunstgelenk können bisher annähernd seinen Aufbau wirklich nachahmen. Besonders beim Sport wird das Knie extrem belastet. Es kann auch enorme Kräfte von bis zu 1,5 Tonnen aushalten, ohne dass es zu Schädigungen kommt - vorausgesetzt, das Gelenk ist gesund und die Belastung wirkt senkrecht ein.
Im Knie sind drei Knochen miteinander verbunden
Im Kniegelenk sind drei Knochen im wahrsten Sinne des Wortes miteinander „verbunden“: der Oberschenkelknochen (Femur), das Schienbein (Tibia) und die Kniescheibe (Patella). Sie werden durch Bänder und Sehnen zusammengehalten. Die Kniescheibe ist zwischen Oberschenkelmuskel und der Kniescheibensehne in den Streckapparat eingelagert. Der Oberschenkel endet in einer faustförmigen Rundung. Das Schienbein, auf das diese Rundung stößt, bildet ein abgeflachtes Plateau. Die Kontaktfläche der beiden Knochen wäre dadurch äußerst klein, wenn sie nicht von einer dicken Knorpelschicht überzogen wäre und nicht auch noch Knorpelscheiben dazwischen lägen. Letztere gleichen die unterschiedliche Formung der Knochenenden des Schienbeins und des Oberschenkels aus und schaffen damit eine ausreichende Kontaktfläche. So verhindern sie, dass Gewichte, die vom Oberschenkel auf das Schienbein übertragen werden, nur auf den engen Auftreffpunkt der beiden Knochen wirken. Sie sorgen für eine gleichmäßige Verteilung der Belastung auf das Kniegelenk. Außerdem stellen sie auch eine Art Stoßdämpfer dar. Diese Knorpelscheiben sind die Menisken. Man bezeichnet sie wegen ihrer schweren Aufgaben auch als „Helden des Körpers“. Die obere Fläche der Menisken paßt sich schalenförmig an die kegelartige Form des Oberschenkelknochens an. Ihre untere Fläche ist indessen so flach wie das Schienbein. Die Menisken sitzen an der linken und rechten Gelenkseite, oder anders ausgedrückt innen und außen. Der im Medizinerlatein als „Meniscus medialis“ bezeichnete Innenmeniskus hat seinen Namen vom griechischen „meniskos“, was „mondsichelförmige Scheibe“ bedeutet. Er hat auch tatsächlich die Gestalt eines Halbmondes und hält engste Verbindung zum Innenband. Der äußere Meniskus, „Meniscus lateralis“, der ziemlich exakt einen Halbkreis beschreibt, ist mit der Gelenkkapsel verwachsen.
Das Knie vergißt nie
Der typische Ablauf bei Knieverletzungen von Fußballspielern ist der, daß das Bein durch den Gegner blockiert wird oder im Boden steckenbleibt, der Körper aber in seiner Bewegung nicht stoppen kann. Die ausgeübten Kräfte bleiben in diesem Augenblick zum größten Teil am blockierten Knie hängen und irgend etwas gibt dann nach: Innenband, Außenband, Kreuzband, Meniskus. Der Aufschrei des Spielers und sein schmerzverzerrtes Gesicht läßt die Zuschauer den Atem anhalten, die Sanitäter nach der Trage greifen und aufs Spielfeld eilen.
Kleinere Verletzungen am Knie können sich später bemerkbar machen
Auch wenn nicht sofort derart dramatische Folgen sichtbar werden, kann das Knie Schaden genommen haben. Auch kleinere Verletzungen am Gelenk, vor allem Einrisse an den Menisken, können sich, selbst wenn sie noch so lange zurückliegen, irgendwann schmerzhaft bemerkbar machen. Der Grund kann zum Beispiel eine momentane extreme Belastung wie ein Verdrehen des Knies sein oder auch eine längere Zeit andauernde Überanstrengung, etwa beim Bergwandern. Dadurch können an der vor Jahren und Jahrzehnten entstandenen Verletzung Komplikationen auftreten. Ein feiner Riss im Meniskus, zugezogen beim Skilaufen vergangener Tage, kann dann plötzlich Beschwerden machen, weil der durch den Einriss abstehende Teil der Meniskusscheibe an Sehne, Band oder Knochenhaut zu reiben beginnt. Das führt zur Reizung, manchmal auch zur Entzündung im Kniegelenk. Dabei tritt eine leichte Schwellung auf, vor allem aber entstehen Schmerzen beim Abbiegen und beim Belasten.
Warnsignale im Knie müssen ernst genommen werden
Solche Warnsignale müssen ernst genommen werden. Der Gang zum Arzt ist unerlässlich. Versäumnisse rächen sich bitter. Ärzte wissen aus langjährigen Erfahrung, dass Kniepatienten oft viel zu lange warten, bis sie sich in ärztliche Behandlung begeben. Sie reiben erst einmal die schmerzenden Stellen ein, legen Kompressen auf und schlucken Schmerztabletten. „Immer in der Erwartung: es wird schon wieder“. Das führt nicht selten dazu, dass dann größere Schäden am Knorpel des Kniegelenks entstehen. Wenn schließlich extreme Schmerzen doch den Gang zum Facharzt erzwingen, fällt auch der nötige Eingriff entsprechend umfangreich aus. Wenn die Knochenoberflächen des Kniegelenks bereits in Mitleidenschaft gezogen sind, kann es für eine vollkommene Wiederherstellung zu spät sein. Vor allem die äußeren Teile der Menisken werden nicht über Blutgefäße, sondern durch die Gelenkflüssigkeit versorgt. Deshalb können bei Einrissen die Teile auch nicht mehr zusammenwachsen. Da helfen weder Wickel noch Umschläge.
Für das Knie ist bewegung wichtig – Überlastung schadet
Das Knie muss - wie jedes andere Gelenk auch - bewegt werden, damit es durchblutet wird. Wer viel im Sitzen arbeitet, sollte deshalb zwischendurch immer wieder aufstehen und sich bewegen. Das ist auch für das Herz- Kreislaufsystem enorm wichtig. Das britische Gesundheitsministerium propagiert „10.000 steps a day“. Ein Forschungsinstitut in Großbritannien hat herausgefunden, dass zehntausend Schritte täglich das Körperfett reduzieren, den Blutdruck senken, die Atmung verbessern und damit das Herz-Kreislauf-System stabilisieren. Ärzten ist es im Rahmen dieser Aktion sogar erlaubt, Schrittzähler zur Kontrolle der zehntausend Schritte pro Tag auf Rezept zu verschreiben. Das Knie profitiert ebenfalls von einer solchen Aktivität. Wer sein Knie richtig trainiert, ist besser vor Knieverletzungen geschützt. Denn Kondition, Koordination und Muskulatur helfen, starke Belastungen auszugleichen und abzufangen.
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