Gesund essen – selbst gärtnern
Wer sein Gemüse selbst anbaut, hat als einziger die hundertprozentige Garantie, dass es wirklich ohne Schadstoffe und frisch auf den Tisch kommt. Jetzt, nach all den schweren Einschränkungen und Belastungen durch Corona ist gesundes Essen besonders wichtig.
Der beginnende Gartenfrühling wirkt wie eine Reha. Körperliche Betätigung, frische Luft, Sonne und die Freude auf Gutes aus der eigenen Erde regeneriert den durch Corona und die vielen Einschränkungen gestressten Menschen. Wer schon länger selbst gärtnert, kennt diese Explosion der Glücksgefühle. Sobald im Frühling das Gartenleben hinter Zäunen und Sträuchern wieder beginnt, schießen sie einem in Leib und Seele. Und am meisten Freude und Erfolg verheißt das „Ökologisch gärtnern mit Mischkultur“.
Gartenarbeit beginnt im Kopf – jetzt ist es höchste Zeit für Planung und Vorbereitung
Für die Freilandkultur muss spätestens jetzt die Bestellung von Samen erfolgen, die man zum Heranziehen von Pflänzchen braucht. Samen- und Pflanzkataloge bieten eine riesige Auswahl – viel mehr als der Drehständer im Supermarkt, den mancher in letzter Minute durchstöbert. Vielleicht wollen Sie auch mal etwas anderes versuchen als immer nur Beete. – Wie wär’s mit einer Reihenmischkultur
Dieses Prinzip der Reihenmischkultur (kurz Mischkultur) ist das Prinzip der Biogärtner. Die Mischkultur stützt sich auf Erfahrungen, die viele Gärtnergenerationen vorher schon gemacht haben. Hierbei werden in der richtigen Kombination mehrere unterschiedliche Pflanzensorten (Blumen, Kräuter und Gemüse) in Reihen nebeneinander angebaut, ohne arbeitsaufwendige Beete anzulegen. Auch innerhalb der Reihen kann man die verschiedenen Pflanzen abwechslungsreich kombinieren. Dazwischen lässt man Trittwege frei, auf denen der natürliche Dünger (Mulch, Kompost) zu liegen kommt. So wird der Boden beschattet und trocknet nicht aus. Es muss viel weniger gegossen werden, und die Pflanzen gedeihen prächtig. Alljährlich wird eine Reihe weitergerückt – so verhindert der Profi, dass Schädlinge im Boden sich an ihre Wirtspflanze gewöhnen.
Das beste Superfood kommt aus dem eigenen Garten
Der eigene Anbau von Gemüse, Obst, Beeren und Kräutern liefert ein reiches Angebot an gesunder Pflanzenkost. Man glaubt es kaum, wieviel Power in Superfood steckt, das man in seinem Garten erntet. Als Superfood bezeichnet man bekanntlich Gemüse, Früchte, Nüsse und Kräuter, die sich durch eine besonders hohe Konzentration an gesundheitsfördernden Pflanzenstoffen, wie Vitaminen, Enzymen, Mineralien und Spurenelementen auszeichnen.
Die Reihenmischkultur ist für ihren Anbau bestens geeignet. Sie ist jeder Monokultur auf breiten Beeten haushoch überlegen. Denn Schädlinge können sich in den gemischten Beständen nicht einfach ungehindert von Stengel zu Stengel und Blatt zu Blatt hangeln. Das gilt für gefräßige Raupen aber auch für Läuse und Schnecken. Immer wieder stehen andere Pflanzen im Wege, die den Weg verbauen, die der Insektenart nicht schmecken und so dem Schädling in der Ausbreitung hinderlich sind. Das ist ein Prinzip nach dem Vorbild natürlicher Pflanzengesellschaften in der Landschaft. Sie bilden niemals Monokulturen.
Warum in der Mischkultur das Umgraben entfällt
In der Reihenmischkultur gibt es auch keinen unbedeckten Boden. Hier wird ebenfalls ganz bewusst die Natur nachgeahmt, die keine kahlen Bodenflächen duldet. Auf Wiesen, Ackerrainen und in den Wäldern stehen Moose, Kräuter, Gräser, Büsche und Bäume stets auf engstem Raum und in sehr unterschiedlichen Höhen beisammen. Weil der Boden auch im Mischkulturgarten das ganze Jahr über bedeckt ist, herrscht in ihm ein reges Bodenleben aus Regenwürmern, Asseln, Mikroorganismen und Pilzen. Regen- oder Gießwasser kann nicht auf den nackten Bodenprasseln, ihn fortschwemmen oder verkrusten lassen. Durch die ununterbrochene Bewurzelung wird der Boden auf natürlich Weise gelockert. Das alljährliche Umgraben, bei dem die belebteste Bodenschicht nach unten und der unbelebtere Teil nach oben gebracht wird, ist nun nicht mehr nur unsinnig, sondern auch unnötig.
Superfrisch - die Ernte erfolgt ein paar Schritt hinterm Haus
Unschlagbar ist der eigene Garten auch in punkto Frische der geernteten Lebensmittel. Der Transport zu Fuß dauert nur Minuten. Dann sind Salat, Radieschen, Kohlrabi, Erdbeeren, Würzkräuter und Co auf dem Küchentisch und landen schon kurz danach auf dem Teller. Im Supermarkt und selbst auf dem Gemüsestand ist diese Frische nicht zu finden. Das hier angebotene Gemüse wird oft schon tags zuvor oder gar mehrere Tage vorher geerntet und hat auf dem Transport deutlich an Qualität eingebüßt. Bei normalerweise herrschenden Temperaturen verlieren Obst und Gemüse innerhalb von 24 Stunden bis zu 50 Prozent ihrer wertvollen Inhaltsstoffe. Es lässt sich leicht ausrechnen, wie viele davon auf der Strecke bleiben, wenn das Angebot aus weit entfernten Gefilden oder gar aus Übersee kommt. Außerdem wird vieles schon geerntet, bevor es richtig reif ist. Vitamine werden nach der Ernte aber nicht mehr gebildet, ganz im Gegenteil. Man kennt das von Bananen, Tomaten, Apfelsinen, die erst in den Transportkisten und zuhause noch nachreifen sollen. Sie sehen – mit speziellen Lichtfarben angestrahlt und dekorativ drapiert - noch in etwa aus wie Bananen, Tomaten, Äpfel, aber ihre wertvollsten Bestandteile haben sie eingebüßt. Bei Ernten aus dem heimischen Garten holt man sich das, was reif ist und isst es mit Hochgenuss.
Die Mischkultur nimmt auf Eigenheiten der Pflanzen Rücksicht
In der Natur stehen Pflanzen nie allein. Der Boden ist niemals unbedeckt. Alle Pflanzen kommen stets in vielfältigen Nachbarschaften vor. Aber: In der Natur wächst nur zusammen auf, was auch zusammengehört, was zusammenpasst. „Allelopathie“ heißt das Zauberwort – die wechselseitige Beeinflussung der Pflanzen untereinander.
Petersilie ist dem Kopfsalat zu scharf
In der ach so friedlichen Natur sind sich nämlich keineswegs alle Pflanzen grün. Jahrzehnte und Jahrhunderte an Gärtnererfahrung haben erkannt wer sich mag und wer nicht. Dieser Erkenntnis trägt man in der Reihen-Mischkultur Rechnung.
Feindschaft herrscht zum Beispiel zwischen Salat und Petersilie, Gurken und Radieschen, Karotten und Minze, Kohlrabi und Fenchel, Lauch und Bohnen, Tomaten und Erbsen, Zucchini und Gurken, Zwiebeln und Bohnen. – Wer das nicht berücksichtigt, kann sich ansonsten in seinem Garten noch so viel Mühe geben, kann düngen und jäten und gießen, die Feindschaften und das „Gezänk“ der grünen Gartenbewohner untereinander verhindern den wirklichen Erfolg
Karotte liebt Tomate
Gut zusammen passen hingegen Gurken und Salat, Karotten und Tomaten, Knoblauch und Erdbeeren, Kohlrabi und Lauch, Radieschen und Bohnen, Sellerie und Spinat, Sellerie und Blumenkohl, Tomaten und Petersilie, Zwiebeln und Dill.
Wie es um die nachbarschaftlichen Beziehungen der Pflanzen bestellt ist, kann man im Garten-Bestseller „Ökologisch gärtnern mit Mischkultur“ nachlesen. Und natürlich auch, wie man einen Garten für erfolgreiche Reihenmischkultur anlegt, wie man anbaut und erntet und welche Tricks und Tipps es gibt, für ein erfolgreiches Gärtnern.