E-Zigarette - gesünderes Rauchen oder unbekannte Gefahr?
In Deutschland sind – zumindest laut den Berechnungen des Statistischen Bundesamts – mehr als drei Viertel der Bevölkerung Nichtraucher. Knapp 25 Prozent rauchen auch heute noch, trotz der bekannten Folgen, die Tabakrauchen haben kann. In den Statistiken versteckt sich ein weiteres interessantes Detail: Knapp ein Fünftel der Bevölkerung gehört zu jenen Personen, die früher Erfahrungen mit dem „Blauen Dunst“ gesammelt haben – jetzt aber nicht mehr rauchen. Das Problem an der Zigarette sind nicht nur die gesundheitlichen Auswirkungen, sondern auch die Tatsache, dass das Ganze Suchtpotenzial hat.
Die E-Zigarette als Alternative zum herkömmlichen Rauchen - ist das ein gangbarer Weg für Raucher? Oder lauern doch gesundheitliche Risiken, die noch nicht erforscht sind?
Findige Tüftler und Entwickler haben vor einigen Jahren scheinbar eine Alternative entwickelt – die E-Zigarette. Letztere hat in den letzten Jahren einen echten Hype ausgelöst. Lassen sich mit den Verdampfern doch viele Risiken der klassischen Zigarette aus dem Weg räumen. Aber: Auch die E-Zigarette hat in der Vergangenheit eine negative Berichterstattung erfahren. Wie heftig die Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern geführt wird, zeigt der Ausbau des Kinder- und Jugendschutzes vor den E-Produkten, welchen die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat. Ist die Kritik an der E-Zigarette berechtigt?
E-Zigarette: Die Funktionsweise
Inzwischen existieren verschiedene Produkte am Markt. Diese basieren letztlich aber alle auf einem sehr ähnlichen Funktionsprinzip und aus vergleichbaren Baugruppen – nämlich:
- Verdampfer
- Akku
- Liquid
Der Akku versorgt den Verdampfer mit Strom. Das Liquid wird im Verdampfer erhitzt und eingeatmet. Das Heizelement ist somit eines der zentralen Elemente einer E-Zigarette, welches dafür sorgt, dass kein Rauch, sondern Dampf eingeatmet wird. Einer der Punkte, an denen sich Kritik entzündet, ist das Liquid. Letzteres enthält unter anderem:
- Propylenglycol
- Glycerin
- Wasser
- Aromen
- Nikotin
Pro E-Zigarette - gesünder als herkömmliches Rauchen
Befürworter der E-Zigarette führen verschiedene Aspekte an, welche in deren Augen für diese neue Art des „Rauchens“ sprechen. Was gehört auf die Pro-Seite der E-Zigarette?
- Weniger gesundheitsschädlich: Diesen Aspekt streicht das Lager der Befürworter immer wieder heraus. Neben Tabak sind in Zigaretten unter anderem Ammoniak oder Feuchthaltemittel enthalten. Das Ergebnis ist ein Rauch, der Blausäure, Benzol oder Aceton und Naphtalin enthalten kann. Auf Basis dieser Inhaltsstoffe gewinnt die E-Zigarette den Vergleich natürlich deutlich. Hier sind deutlich weniger Komponenten enthalten, was Auswirkungen auf den inhalierten Dampf hat. Untersuchungen – etwa von Public Health England (PHE) - zeigen, dass das Gesundheitsrisiko der E-Zigarette deutlich geringer ist.
- Kein Passivrauch mehr: Eines der großen Probleme beim Rauchen einer normalen Zigarette ist das passive Rauchen. Kollegen oder Kinder sehen sich hierdurch den gleichen gesundheitlichen Risiken wie der Raucher ausgesetzt. Der Dampf einer E-Zigarette verflüchtigt sich wesentlich schneller und – wie bereits angesprochen – enthält deutlich weniger Substanzen.
- Kein unangenehmer Geruch: Diese Situation kennt jeder Raucher. Noch Stunden nach dem Genuss einer Zigarette ist der kalte Tabakgeruch wahrnehmbar. Beim Dampfen sieht die Situation anders aus. Hier ist die Geruchsbelastung während und nach dem Inhalieren des verdampften Liquids wesentlich geringer.
- Hohe Bandbreite an Liquids: Zu Beginn war die Auswahl bei den Liquids eher überschaubar. Inzwischen hat sich diese Situation deutlich verändert. Neben mehr und mehr Aromen sind in den letzten Jahren Kits zur Selbstherstellung der Liquids und verschiedene Stärken am Markt erschienen.
Contra E-Zigarette - unerforscht und gesundheitsschädlich
- Die E-Zigarette hat – neben den genannten Vorzügen – auch einige Nachteile. Dazu gehört natürlich klar die Tatsache, dass der inhalierte Dampf nicht komplett frei von gesundheitsrelevanten Substanzen ist. Wie stark die Auswirkungen des „Dampfens“ genau sind, darüber streiten sich Experten nach wie vor.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie, auf welche sich beispielsweise auch das Magazin „Wirtschaftswoche“ bezieht, unterstreicht die nachteilige Relevanz der E-Zigarette zwar. Die genauen Wirkungsmechanismen bleiben allerdings offen. - Defekte an der E-Zigarette: Bei den Verdampfern handelt es sich um elektrische Geräte. Hier kann es – wie im Alltag immer möglich – zu Defekten kommen. Durch Materialfehler ist beispielsweise eine Überhitzung der E-Zigarette denkbar.
- Hautkontakt mit Nikotin: Diese Möglichkeit besteht durchaus – auf zwei unterschiedlichen Wegen. Einmal ist durch starkes Ziehen an der E-Zigarette ein Austritt des Liquids denkbar und damit ein Kontakt zwischen Nikotin und Mundschleimhaut. Auf der anderen Seite besteht dieses Risiko beim Befüllen.
- Dry Hit: Hierzu kommt es, wenn der Nachfluss des Liquids in Richtung Verdampfer gestört wird. Eine mögliche Ursache ist ein sich erschöpfendes Reservoir. Als Folge kann es bei einem Verdampfer ohne Temperaturkontrolle zur Überhitzung des Heizelements kommen – und damit zu einer Umsetzung von Glycerin in Acrolein. Letzteres ist eine toxische und reizende Substanz.
Wird das Dampfen das Rauchen ersetzen?
Die E-Zigarette wurde bei ihrem Erscheinen als Alternative zur Zigarette gefeiert. In den letzten Jahren wurde es etwas ruhiger ums Dampfen. Hat sie das Zeug, den „Blauen Dunst“ endgültig zu verbannen? Diese Frage enthält sehr viele spekulative Elemente.
Aufgrund der zitierten Studien ist offensichtlich, dass ein – wenn beim „Dampfen“ auch geringeres – Gesundheitsrisiko bei beiden Varianten besteht. Die Verbreitung der E-Zigarette wird in Zukunft aber auch davon abhängen, wie stark der Regulierungsdruck ausfällt. Und welche Richtung die Berichterstattung nimmt. Hier ist in der Vergangenheit ein eher indifferentes Bild zu beobachten. Letztlich wird es auf viele Rahmenbedingungen ankommen. Kurz- bis mittelfristig dürfte es aber so sein, dass Zigarette und Dampfen koexistieren.
Das Problem des unfreiwilligen Passivrauchens wird bei der E-Zigarette als deutlich geringer eingeschätzt. Könnte dies der Schlüssel für den Erfolg der neuen Technologie sein?
Fazit: Kontroverse rund um E-Zigaretten
Rauchen schadet der Gesundheit – und durch das Passivrauchen auch der Umgebung. Viele Raucher wollen ihrem Laster den Kampf ansagen, der Verzicht fällt regelmäßig schwer. An dieser Stelle wird die E-Zigarette als vermeintlich gesunde Alternative ins Feld geführt. Richtig ist zwar, dass Studien auf ein geringeres Gesundheitsrisiko hindeuten. Ganz ohne Nachteile kommt aber auch die E-Zigarette nicht aus. Wie kontrovers die Debatte geführt wird, zeigen Regulierungsbemühungen seitens der Gesetzgeber. Besonders aufgrund der aktuell lückenhaften Verfügbarkeit aussagekräftiger Studien ist auch in Zukunft damit zu rechnen, dass die E-Zigarette und E-Shishas skeptisch betrachtet werden.
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