Was Harndrang, Urinfarbe, Harnflut und Harnverhaltung über die Gesundheit aussagen

Was Harndrang, Urinfarbe, Harnflut und Harnverhaltung über die Gesundheit aussagen

Harndrang, Urinfarbe, Harnverhaltung und Harnflut können auf eine ganze Reihe von Beschwerden und ernsthafte Krankheiten hindeuten.

Harndrang äußert sich auf unterschiedlichste Art und Weise und kann auf eine ganze Reihe von Beschwerden und Krankheiten hindeuten.

Harndrang kann durch Blasenentzündungen oder eine Harnrohrentzündung entstehen

Wenn Harndrang mit  Brennen beim Wasserlassen verbunden ist, kann dies auf eine Blasenentzündung (Zystitis) oder eine Harnröhrenentzündung (Urethritis) hindeuten.  Das kann der Hausarzt mit Hilfe einer Urinprobe abklären.  Wichtig ist es bei solchen Erkrankungen  viel zu trinken, damit die Bakterien, die für die Entzündung verantwortlich sind, ausgeschwemmt werden. Auch Wärme ist wichtig, um die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken. Häufig wird ein Antibiotikum verordnet, mit dem die bakterielle Erkrankung rasch abklingt.

Blut im Urin wird häufig durch Blasensteine ausgelöst

Wenn der Urin häufig, in kleinen Mengen mit Blutbeimengungen abgeht und Unterleibsschmerzen auftreten, können Blasensteine die Ursache sein. Diese werden dann meist operativ entfernt.

Eine hyperaktive Blase, die sich mit Harndrang bemerkbar macht, obwohl sie längst nicht gefüllt ist, wird als Reizblase bezeichnet. Betroffen sind vor allem Frauen. Sie müssen wegen des Harndrangs nachts häufig zur Toilette und finden keinen ruhigen Schlaf mehr. Außerdem kann beim Lachen, Niesen oder Husten ungewollt Urin abgehen. Eine Reizblase kann auf Unterkühlung hindeuten oder auf große psychische Belastungen. Man spricht dann von Stressinkontinenz.

Urologen verschreiben oft so genannte Anticholinergika. Das sind entspannende Medikamente, die vor allem jene Nerven besänftigen, die für die Reizsymptomatik verantwortlich sind.

Harndrang und Schwierigkeiten beim Wasserlassen deuten auf Prostata-Probleme hin

Wenn bei Männern Harndrang auftritt, der gleichzeitig mit Schwierigkeiten beim Wasserlassen verbunden ist, dann deutet das auf Prostata-Probleme hin. Wenn außer dem Problem, den Urin loszuwerden, auch noch Schmerzen beim Stuhlgang hinzukommen, ist dies ein weiteres Merkmal für eine Erkrankung der Prostata (Vorsteher-Drüse). Es kann zum Beispiel eine Prostata-Entzündung (Prostatitis) vorliegen.  

Ein schwacher Urinstrahl, verbunden mit vielen Unterbrechungen beim Wasserlassen (Harnstottern), kann auch eine Vergrößerung der Prostata zur Ursache haben.  Bei den meisten Männern im höheren Alter vergrößert sich die Vorsteherdrüse. In Deutschland leiden etwa 40 Prozent Männer über 50 an Problemen beim Wasserlassen. 25 Prozent von ihnen haben bereits eine vergrößerte Prostata. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Betroffenen. Das Problem sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn andauernde Harnverhaltung kann zu einer Urinvergiftung führen.

Prostatakrebs äußert sich durch nächtlichen Harnddrang, Blut im Urin, Schmerzen beim Stuhlgang und/oder Kreuzschmerzen

Ein Prostatakarzinom (Prostatakrebs) macht sich im fortgeschrittenen Stadium ebenfalls über die Harnausscheidung bemerkbar. Auf diese Zeichen muss Mann achten: permanenter vor allem nächtlicher Harndrang, Blut im Urin, Entleerungsstörungen der Blase, Schmerzen beim Stuhlgang und/oder Kreuzschmerzen. Bei diesen Anzeichen ist der Gang zum Urologen unumgänglich. Der Facharzt wird dann in jedem Fall sofort den PSA-Wert bestimmen.  Darunter versteht man den Nachweis eines prostataspezifischen Antigens, abgekürzt PSA. Es handelt sich um ein ganz spezifisches Enzym, das nur von Prostatazellen gebildet wird und das eigentlich zur Verflüssigung des Spermas dienen soll. Das Enzym kommt also auch bei gesunden Männern vor. Es zirkuliert in einer gewissen Konzentration auch dann im Blut, wenn kein Prostatakrebs vorliegt. Bei einem Karzinom jedoch ist der Wert oft deutlich erhöht, so dass er als Anzeichen für einen Tumor gewertet wird. Dennoch müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um festzustellen, ob tatsächlich ein Tumor vorhanden ist.

Harnddrang verbunden mit Nierenschmerzen - Verdacht auf Nierensteine

Wenn ein unnatürlicher Harndrang mit deutlichen Nierenschmerzen verbunden ist - ziehende Schmerzen, Schmerzattacken in der Nierengegend - verbunden möglicherweise noch mit Übelkeit, Erbrechen, einer Bauchdeckenverspannung und Schüttelfrost, dann besteht Verdacht auf Nierensteine (Nephrolithiasis).  Auch hier ist eine umgehende Facharztbehandlung notwendig.

Auch eine Nierenbeckenentzündung kann zunehmend Probleme beim Wasserlassen verursachen und wird oft dadurch entdeckt. Erste Anzeichen sind auch hier ein vermehrter Harndrang, verbunden mit plötzlich einsetzenden brennenden Schmerzen beim Ausscheiden von Urin, dazu Kreuzschmerzen , Kopfschmerzen, auffälliger Durst und öfter auch Fieber.  Der Urologe stellt durch Ultraschalluntersuchung und Röntgenaufnahmen, durch Urin- und Blutuntersuchungen und weitere Diagnosemaßnahmen den Stand der Krankheit fest und bestimmt danach die erforderliche Therapie..

Bei Nebennierenfunktionsstörungen  (Hyperaldosteronismus) kommt es ebenfalls zu einem  – vor allem nächtlichen – Harndrang.  Bei Hyperaldosteronismus wird durch einen Prozess in der Nebennierenrinde zu viel Aldosteron gebildet. Das kann auch zu Verstopfung, Muskelschwäche, Lähmungserscheinungen, Ödemen z.B. Schwellungen an den Knöcheln und zu einem Blutdruckanstieg führen.

Hanrddrang bei Frauen kann auf eine Gebärmuttersenkung hinweisen

Wenn bei Frauen Harndrang und ein ungewollter Urinabgang auftritt, beispielsweise beim Husten oder Niesen, kann auch eine nicht erkannte Gebärmuttersenkung dahinterstecken, die sich evtl. verstärkt. Dabei kommt es neben dem Harndrang und dem unkontrollierbaren Urinverlust oft auch zu Rückenschmerzen und verstärktem Scheidenausfluss. Auch mit dem Stuhlgang kann es Probleme gebe. Vorbeugend kann Beckenbodengymnastik zur Stärkung der Muskulatur gegen eine Gebärmuttersenkung helfen. Wenn sich allerdings die Gebärmutter bereits abgesenkt hat, ist dies durch Beckenbodentraining nicht mehr rückgängig zu machen. Um die Beschwerden abzubauen, ist die Einsetzung eines Pessars möglich, oder eine Operation.

Die seltene Addison-Krankheit (Bronzekrankheit) , bei der eine anormale bronzefarbene Braunfärbung der Haut auftritt, kann sich ebenfalls auf die Urinausscheidung auswirken. Entsprechende Krankheitszeichen sind auch hier nächtlicher Harndrang, verbunden oft mit Durchfällen und allgemeiner Muskelschwäche, außerdem Haarausfall und ein unerklärlicher Gewichtsverlust.

Häufiger Harnddrang auch bei Diabetes mellitus

Bei Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit, sind schlecht eingestellte Patienten ebenfalls von häufigem Harndrang betroffen.  Der ausgeschiedene Urin ist außerdem auffallend hell (siehe auch Krankheitszeichen Urinfarbe).  Die Betroffenen klagen neben dem starken Harndrang häufig über auffallend großen Durst, über Müdigkeit, Muskelschwäche und starkem Juckreiz auf der Haut.

Auch Kopfverletzungen können zu Harndrang und ungewolltem Urinabgang (und auch Stuhlabgang) führen. Zum Beispiel nach einem Schlag gegen den Kopf oder einen Sturz mit Aufprall auf dem Schädel. Häufig kommt es bei einer solchen schweren Verletzung zu einem Schock und Bewusstseinsverlust.  Wenn die Verletzung mit einer Hirnquetschung verbunden ist, kann ein Kontrollverlust über Urin- und Stuhlausscheidung auch über einen längeren Zeitraum andauern.

Wer unter einer ausgeprägten  Herzschwäche/ Herzmuskelschwäche (med. Herz- oder Myokardinsuffizienz ) leidet, wird häufig ebenfalls von nächtlichem Harndrang geplagt. Zu diesem Krankheitszeichen gesellen sich bei einer Herzmuskelschwäche außerdem Atemnot, ein gewisses Schwächegefühl, Schwellungen (Ödeme) und evtl. eine blaurote Verfärbung der Haut.

Harnflut könnte an einer Hormonstörung liegen

Das Krankheitszeichen Harnflut (Polyurie) bezeichnet eine krankhaft erhöhte Urinausscheidung. Bei erwachsenen Menschen kann sie wesentlich mehr als zwei Liter innerhalb von 24 Stunden betragen.  Normal sind einer bis eineinhalb Liter. In schweren Fällen können durch eine Polyurie bis zu zehn oder gar 20 Liter Urin während eines Tages abgehen. Dieses Krankheitszeichen kann eine Hormonstörung (Hyperaldosteronismus) signalisieren. Dabei wird von den Nebennieren aus Cholesterin zu viel Aldosteron gebildet.  Dieses Hormon reguliert den Wasserhaushalt und den Blutdruck. Wenn eine solche Hormonstörung vorliegt, leidet der Patient verständlicherweise auch an nächtlichem Harndrang – er muss immer müssen – aber auch an Muskelschmerzen, Verstopfung, erhöhtem Blutdruck, aufgedunsenem Gesicht, allgemeiner Schwäche und manchmal auch an Lähmungserscheinungen.

Das Krankheitszeichen Polyurie kann auch auf Wasserharnruhr, auf Probleme mit dem Diabetes, auf eine Nierenerkrankung und sogar auf Migräne  hinweisen.

Urinfarbe kann sich durch Medikamente verändern

Krankheitszeichen Urinverfärbung – normalerweise  ist die Urinfarbe hell, gelblich bis dunkelgelb, nach reichlich Wassertrinken fast weiß. Wenn der Körper durch vieles Schwitzen beim Sport oder anderen körperlichen Anstrengungen viel Schweiß absondert, wird der Urin dunkler. Medikamente können zur Urinverfärbung führen, darauf wird aber auf dem Beipackzettel meistens hingewiesen. Eine unerklärliche Veränderung der Urinfarbe, z. B. ins Rötliche oder in einen sehr dunklen Farbton, sollte vom Arzt durch eine Urinprobe abgeklärt werden.

Auffalend helle Urinfarbe entsteht bei Wasserhahnruhr

Auffallend heller Urin und große Mengen davon, können auf die seltene Wasserharnruhr hindeuten. Wenn der Urin wie Fleischsaft oder fleischfarben aussieht, besteht der Verdacht auf eine Nierenbeckenentzündung. Dabei hat der Patient meistens auch Gliederschmerzen, Rückenschmerzen im Kreuz und klagt über Übelkeit, Fieber kann auftreten. Auch bei der Zuckerkrankheit, die schlecht eingestellt ist, können größere Mengen sehr hellen Urins ausgeschieden werden. Wenn sich der Urin rötlich/dunkelbraun verfärbt hat, dann besteht der Verdacht auf eine Nierenkörperchenentzündung (Malpighi-Körperchen) med. Glomerulonephritis.  Es sind in aller Regel beide Nieren betroffen und es besteht die Gefahr der Niereninsuffizienz oder des Nierenversagens. Der rasche Gang zum Arzt ist unausweichlich.  Begleiterscheinung einer Glomerulonephritis sind Fieber, Ödeme Blutdruckanstieg und allgemeine Abgeschlagenheit.

Dunkler Urin kann auf Hepatitis hindeuten

Wenn der Urin dunkel verfärbt ist und der Stuhl auffallend hell, muss mit einer Leberentzündung (Hepatitis) gerechnet werden. Patienten die davon betroffen sind, haben im Allgemeinen auch einen Widerwillen gegen das Essen von Fett und Fleisch, sie vertragen keinen Alkohol, bekommen Verstopfung, Haut und Augen verfärben sich gelb.

Eine dunkle Urinfarbe kann außerdem auf eine bereits vorhandene Schrumpfleber hindeuten, dann ist sein Befinden auch durch Völlegefühl, Schmerzen im rechten Oberbauch unter dem letzten Rippenbogen und durch Beinödeme beeinträchtigt.  Auch eine Blutarmut (Anämie), eine Gallenstauung oder das seltene Schwarzwasserfieber können hinter der auffallend braunen Harnverfärbung stecken.

Krankheitszeichen Harnverminderung und Harnverhaltung

Wer weniger als einen halben Liter Urin täglich ausscheidet trotz normaler Trinkmenge, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Nierenproblem (neprotisches Syndrom).  Auch bei Herzinsuffizienz, bei Nierensteinen oder einigen Medikamentenvergiftungen kann es zu einer solchen Harnverhaltung und Harnminderung kommen. Wenn Harndrang besteht und dennoch die Urinmenge auffallend gering ausfällt, könnte die bereits erwähnte Prostatavergößerung dahinterstecken. In diesen Fällen droht betroffenen Männern eine Harnvergiftung und der Gang zum Urologen ist zwingend.

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